Schwanger während des Studiums -lässt sich das überhaupt vereinbaren?

07. Mai 2024

ca. 7 min

Schwanger während des Studiums -
lässt sich das überhaupt vereinbaren?

Schwanger während des Studiums
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Ob geplant oder ungeplant, eine Schwangerschaft verändert dein Leben nachhaltig. Beruflich trittst du kürzer, um dich zunächst um dich selbst und deinen kommenden Nachwuchs zu kümmern. Aber was passiert eigentlich, wenn du während des Studiums schwanger wirst?

Bist du nun zu einer Beendigung deiner Karriere verpflichtet oder funktioniert das auch parallel? Wir verraten dir, welche Hürden auf dich zukommen und wie es dir möglich ist, dein Studium und die Schwangerschaft miteinander zu vereinbaren.

Keine Angst vor der Familienplanung im Studium – sie ist besser möglich, als du vielleicht denkst!

Wenig Geld, nächtelange Partys und Überforderung beim Lernen – rund um das Studienleben gibt es so einige Klischees. Da passt die Familienplanung so gar nicht rein, oder etwa doch?

Fakt ist: Es gibt viele studierende Frauen, die sich absichtlich für diesen Abschnitt ihres Lebens entscheiden, um eine Familie zu gründen. Du bist nicht zu 100 % auf dich selbst angewiesen, denn es gibt Möglichkeiten der Förderung. Hinzu kommt, dass du dein Studium sehr gut auf deine Kapazitäten zuschneiden kannst.

Wir haben für dich die Vorteile einer Familienplanung im Studium zusammengefasst:

  • Du planst deinen eigenen Stundenplan und hast Zeit für dich selbst.
  • Du entscheidest selbst, wie viele Kurse du besuchst und wie lange dein Studium dauert.
  • Nach der Geburt deines Kindes kannst du auch zu Hause arbeiten und lernen.
  • Du hast keinen Chef und niemand kann dich kündigen, sofern du die Prüfungen bestehst.
  • Du erhältst mehr und länger BAföG, sodass du finanzielle Sicherheit hast.
  • Viele Unis haben eine eigene Kita, was dir beim Einsparen der Gebühren hilft.
  • Wenn dein Studium beendet ist, ist dein Nachwuchs bereits aus dem gröbsten raus.

In den ersten Jahren ist das Leben als „Mama“ oder „Papa“ oft stressig. Dein Kind wird während der Kita-Phase häufig krank, es braucht deine volle Aufmerksamkeit. Schon die Schwangerschaft ist nicht selten eine Herausforderung, im Beruf kannst du ab einer gewissen Zeit nicht mehr die volle Leistungsbereitschaft abrufen.

Im Studium verwaltest und organisierst du dich selbst, was erhebliche Vorteile für dich hat. Wenn es dir nicht gut geht, du unter Schwangerschaftsübelkeit leidest oder auch während Erkältungsphasen lernst du allein zu Hause und bereitest dich autodidaktisch vor.

Mehr Geld für werdende Mütter im Studium

Die Schwangerschaft geht oft auch mit erhöhten Ausgaben einher. Du möchtest alles für die Zeit nach der Geburt vorbereiten, es stehen Anschaffungen auf dem Plan und auch du benötigst mehr und hochwertigere Nahrung. Deinen Job in der Kneipe kannst du nicht mehr ausüben und deine Eltern haben nicht genug Geld, um dich zu unterstützen. Zum Glück lässt dich der Staat in dieser Situation nicht allein und fördert dein Studium durch verschiedene Optionen.

Empfängst du BAföG und unterbrichst dein Studium während der Schwangerschaft maximal für drei Monate, bekommst du dein Geld weiterhin. Dein Elterngeld wird dir erst angerechnet, wenn du über dem Mindestelterngeld liegst. Hast du vor deinem Studium noch nie gearbeitet, bekommst du Stand 2024 ein Mindestelterngeld von 300 Euro, das nicht auf dein BAföG angerechnet wird. Hinzu kommt das Kindergeld für deinen Nachwuchs, wenn er zur Welt gekommen ist.

Tipp: Informiere dich bei deinem BAföG-Amt, wie hoch dein Freibetrag für eventuelle Hinzuverdienste ist. Wenn du ein Kind geboren hast, verändern sich die Limits und du kannst nach der Schwangerschaft mehr dazuverdienen, ohne dass dir BAföG gestrichen wird.

Wichtig ist auch, dass du einen Kinderbetreuungszuschlag erhältst, der seit dem Wintersemester 2023 bei 160 Euro pro Monat liegt. Wenn dein Partner ebenfalls studiert und BAföG bekommt, kann nur einer von euch beiden den Zuschlag bekommen.

Der jeweils andere gibt dem Amt gegenüber eine Erklärung ab, dass der Zuschlag ans andere Elternteil fallen darf. Du musst keinerlei Nachweise erbringen, dass du überhaupt Betreuungskosten für dein Kind hast (z.B. durch Kita-Gebühren). Der Zuschlag steht dir ohnehin zu.

Mutterschaftsgeld für gesetzlich versicherte Mütter

Du hast auch als studierende (werdende) Mutter die Möglichkeit, Mutterschaftsgeld zu beantragen. Du bekommst es nur dann, wenn du in der gesetzlichen Krankenkasse versichert und gleichzeitig zum Studium berufstätig bist. Dein Mutterschaftsgeld wird dir gezahlt, sobald die gesetzlichen Mutterschutzfristen in Kraft treten. Offiziell beginnt die Zeit sechs Wochen vor dem berechneten Geburtstermin und endet acht Wochen danach.

Warst du berufstätig, stehen dir 13 Euro pro Tag zu. Bist du allerdings privat krankenversichert, hast du keinen Anspruch auf Mutterschaftsgeld. Prüfe das im Einzelfall aber noch einmal nach, denn wenn du eine Zusatzversicherung abgeschlossen hast, können sich die Fakten ändern.

Finanzielle Hilfe durch einen Bildungskredit während der Schwangerschaft im Studium 

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Während einer Schwangerschaft im Studium kann es für dich hilfreich sein, einen Bildungskredit in Anspruch zu nehmen. Du kannst seine Höhe selbst bestimmen, maximal stehen dir 7.200 Euro zu. Die Auszahlung erfolgt, anders als bei klassischen Krediten, nicht auf einmal, sondern in monatlichen Raten. So kannst du dir ein zusätzliches Einkommen sichern, das dich über die Schwangerschaft und die ersten Monate mit Baby bringt.

Wichtig: Denke aber daran, dass du den Bildungskredit zurückzahlen musst. Dein Vorteil ist, dass Studierende in der Regel flexible Rückzahlungsmöglichkeiten und faire Zinssätze bekommen.

Hilfe für alleinerziehende Mütter bei einer Schwangerschaft im Studium

Schwierig ist die Situation, wenn du alleinerziehend bist. Sobald dein Baby auf der Welt ist, bist du auf Betreuung angewiesen. Tagsüber studierst du, nachmittags arbeitest du als Reinigungskraft und dann benötigst du auch noch ein bisschen gemeinsame Quality-Time mit deinem Nachwuchs.

Die gute Nachricht ist, dass du als alleinerziehende Mutter noch mehr finanzielle Möglichkeiten hast. So besteht beispielsweise die Option, einen Unterhaltsvorschuss zu beantragen. Deinen Antrag stellst du bei der Unterhaltsvorschusskasse.

Pro Monat werden dir (Stand 2024) 187 Euro ausgezahlt. Voraussetzung dafür ist, dass du keine anderen Sozialleistungen wie Bürgergeld beziehst. Diese Leistung richtet sich an junge Eltern, die selbst nicht in der Lage sind, Unterhalt zu bezahlen. Da die Auszahlung als Vorschuss erfolgt, bist du später zur Rückzahlung verpflichtet.

Tipp: Hast du keine Einkünfte und beziehst auch kein BAföG, kann Bürgergeld eine Option für dich sein. Meist sind keine Ansprüche vorhanden, weil du durch BAföG unterstützt wirst. Lebst du aber mit deinen Eltern in einem Haushalt oder unterstützen diese dich trotz nachweislichem Einkommen nicht finanziell, sind Einzelfallentscheidungen möglich. Es gibt spezielle Sozialstellen an der Uni, die dich beraten und dir wertvolle Anlaufadressen nennen können.

Betreuung in der Kita frühzeitig nach der Geburt

An vielen Universitäten hast du nicht nur die Möglichkeit zu studieren, sondern dein Kind auch nach der Geburt unterzubringen. Es stehen Kindertagesstätten zur Verfügung, die deinen Nachwuchs meist bereits ab dem 3. Lebensmonat betreuen.

Die ersten Wochen und Monate mit deinem Baby kannst du getrost zu Hause verbringen, bis zu drei Monate Studienunterbrechung ist ohne BAföG-Verlust möglich. Informiere dich an deiner Uni, ob es eine Kita gibt und wie die Betreuungsvoraussetzungen aussehen.

Dein großer Vorteil hierbei ist, dass du deinen Nachwuchs ganz in der Nähe weist und du dich flexibel auf dein Studium konzentrieren kannst. Nach den Vorlesungen holst du dein Kind wieder ab, sparst dir weite Anfahrtswege und kannst dich anschließend direkt darum kümmern.

Bis zum Schuleintritt werden Kinder oft in den Kitas der Universitäten betreut. Wenn dein Studium also länger dauert oder du direkt zu Beginn schwanger geworden bist, ist das kein Grund zur Sorge.

Fazit: Schwangerschaft und Studium passen gut zusammen

Auf den ersten Blick möchtest du glauben, dass eine Schwangerschaft das Studium behindert und sogar beendet, praktisch ist aber das Gegenteil der Fall. Viele junge Frauen entscheiden sich sogar bewusst für eine Schwangerschaft während dieser Zeit, da sie hier verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten haben. Wenn das Kind dann selbst zur Schule geht, ist das Studium beendet und der Karriere steht nichts mehr im Wege.

An Universitäten lassen sich Ausfallzeiten deutlich besser planen als im Job, wo Arbeitgeber oft (trotz Gleichbehandlungsgesetz) eine potenzielle Mutter unter Umständen aus den Bewerbern aussortieren, weil sie Angst vor einer baldigen Schwangerschaft haben. Nutze die Möglichkeit der Schwangerschaftskonfliktberatung in deiner Stadt, um mehr über deine Chancen und Unterstützungsoptionen zu erfahren.